Learning Out Loud, eine neue Lernkultur mit Teambuilding Potential

Wie wir uns als Team neue Themen in kurzer Zeit aneignen und dabei erfolgreich Teambuilding betreiben. Ein Erfahrungsbericht, der zum gemeinsamen Lernen inspirieren soll.

Kathrin Köhler Experience Design Director (UI)
29.11.2022 5 min Lesezeit

Inhalt

  1. Vom Gefühl, die Hausaufgaben nicht gemacht zu haben
  2. Freiraum schaffen
  3. Let´s learn out loud
  4. Unser Fazit
  5. Vorteile von Learning Out Loud

„Ich schaffe es nicht, mich auf eine Sache zu fokussieren“, „Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll“, „Zu viele Baustellen gleichzeitig“ – Stimmen wie diese waren 2021 aus dem UI-Team zu hören und das kam nicht von ungefähr. Die Pandemie zwang uns in eine schnelle Umstellung auf 100 % Remote-Arbeit und unsere Mitarbeiter:innen trafen die Unsicherheiten der Zeit sowohl auf Projektebene als auch im Privaten. Obwohl technisch die Abläufe reibungslos klappten, war der fehlende direkte Austausch mit Kolleg:innen nicht zu unterschätzen. Im Homeoffice kann man sich bei Rückfragen nicht einfach zum Sitznachbarn umdrehen oder kurz an der Kaffeemaschine fachsimpeln. Alles erforderte ein gut geplantes Meeting oder einen strukturierten Call.

Vom Gefühl, die Hausaufgaben nicht gemacht zu haben.

Weiterbildung gehört im UI-Team zum Alltag. Hierfür hatten wir bis dato auf altbewährte Lernmethoden, wie etwa den Austausch in Teammeetings, Sparring auf Projekten oder den Besuch von On- und Offline-Konferenzen bzw. Workshops gesetzt. 2021 allerdings sind physische Veranstaltungen weggefallen und andere Maßnahmen griffen auf einmal nicht mehr wie gewohnt. Was früher inspirierte, löste plötzlich Stress aus. Stattdessen fühlten sich die Teammitglieder zu Hause wie Einzelkämpfer, auf die alles unsortiert und ungefiltert mit all seiner Komplexität einprasselte. Das löste bei vielen das permanente Gefühl aus, die Hausaufgaben nicht gemacht zu haben. Das Team hat die Problematik gefeedbackt und wir konnten reagieren.

Wie wir Freiraum schufen – besser gesagt einen festen Rahmen für Inspiration und kollaborative Weiterbildung.

Dass wir etwas ändern müssen, war klar. Wichtig war uns, etwas zu schaffen, bei dem die Teammitglieder sich nicht mehr alleingelassen fühlen, sondern die gemeinsame Weiterentwicklung zum positiven Erlebnis wird. Inspiration hierfür war der Vortrag „Room to breathe“ von Jerry Gordinier, UX Design Manager des Tech-Riesen Google, den er 2020 auf der Global Experience Summit hielt. Auf sein Team hören und Maßnahmen ergreifen, lautet ebenso für ihn der Leitsatz, woraufhin er einen zeitlich festen Rahmen geschaffen hatte, um sich in der Gruppe gemeinsam neuen Themen zu widmen.

Genau diesen Raum wollten wir unserem Team parallel zu den laufenden Kundenprojekten sichern. Nach Gordiniers Vorschlag kann die zeitliche Balance zwischen Arbeitsalltag und internen Aufgaben von jedem Unternehmen individuell festgelegt werden. Wir haben uns für das Verhältnis 80 % Designalltag und 20 % Fortbildung entschieden. Außerdem war uns wichtig, dass jeder und jede die Möglichkeit hat, diesen Raum mitzugestalten. Aus diesem Grund haben wir die Fortbildungsinhalte und Ziele gemeinsam innerhalb des UI-Teams definiert.

Klingt spannend?

Let´s learn out loud – Unser wöchentlicher 4-Stunden-Freiraum.

Für den Start haben wir einen Testlauf von 3 Monaten festgelegt. Der Plan lautete, uns wöchentlich freitags einen Zeitrahmen von 4 Stunden zu blocken. In diesen Stunden galt es, ohne Ablenkung den vollen Fokus auf Weiterbildung zu legen. Wir nutzten den Rahmen nicht nur, um uns theoretisches Wissen anzueignen, sondern auch, um Neues direkt auszuprobieren und anzuwenden.

Damit wir alle an einem Strang ziehen können, haben wir als Team vor der ersten Lern-Session in einem OKR-Brainstorming festgelegt, welche Ziele wir gemeinsam erreichen wollen. Zudem haben wir die dazugehörigen Themenfelder definiert, sie geclustert und priorisiert. Als wir den Weiterbildungs-Fahrplan erstellt hatten, konnten wir starten.

Die Sessions selbst laufen immer nach demselben Schema ab. Es gibt zu Anfang einen kurzen Check-in, bei dem jede/r ankündigt, welchem Themenfeld er/sie sich heute widmet. Anschließend folgt eine frei definierbare und selbstständige Lernphase und am Ende ein Check-out, in dem jede/r erzählt, was man Neues entdeckt, gelernt oder ausprobiert hat. Anhand dieser Struktur sichern wir, dass niemand doppelt arbeitet und dass am Ende der Session trotzdem alle denselben Wissensstand haben. Durch das frische Wiedergeben der erarbeiteten Inhalte, benötigt man keine Extra-Zeit für die Aufbereitung und kann im Team auch sofort validieren, ob sich Anwendungsbereiche in aktuellen Projekten finden.

Unser Lern-Format in Überblick

  • Check-in: Jedes Teammitglied wählt 1 Thema bzw. 1 Aufgabe.
  • Lernzeit: Jede/r lernt selbstständig allein oder im 2er Team. Notizen und Quellenangaben werden im Wiki hinterlegt.
  • Check-out: Jede/r fasst zusammen, was in der Session erarbeitet wurde. Zeitlicher Richtwert: bei 4 Teilnehmer:innen ca. 60 Min.

Die goldenen Regeln für unsere Lern-Sessions

  • Wir arbeiten als Team an einem gemeinsam definierten (Lern-) Ziel.
  • Der 4-Stunden-Blocker am Freitag ist und bleibt unantastbar.
  • Maximale Gruppengröße: 7 Teilnehmer:innen.

Unser Fazit nach 3 Monaten Lern-Sessions.

Wir haben uns als Team das Arbeiten in Figma und Adobe XD angeeignet und konnten laufende Projekte und Workflows von Sketch auf die Programme umstellen. Wir haben den komplexen Leistungsbereich Design-Systeme als Team erschlossen, sodass wir mittlerweile dabei Kunden beratend zur Seite stehen können und parallel Teile, wie z.B. den optimalen Aufbau von Pattern Libraries direkt bei Projekten einfließen lassen. Die 3 Monate Testlauf waren ein voller Erfolg. In insgesamt 12 Lern-Sessions haben wir uns Fähigkeiten angeeignet, für die wir im Vergleich dazu, nach alten Lernmethoden etwa ein Jahr gebraucht hätten.

OKR Status nach Testphase 2021

Warum wir das Learning Out Loud-Format so sehr schätzen.

Wir sind über die vielen positiven Auswirkungen unseres Learning Out Loud-Formats beinahe selbst überrascht und stolz darauf, wie wir als Team die für uns passende Struktur entwickelt haben. Wir wissen jetzt, dass wir beim Gruppenlernen komplexe Themen auf all unseren Team-Schultern verteilen können und mit entsprechend hohem Tempo vorankommen. Das Lernformat nimmt den Teammitgliedern zudem die Angst vor zu vielen neuen Aufgaben und fördert die selbstständige analytische Arbeitsweise jedes/jeder Einzelnen.

Das Wir-Gefühl wird im Team durch die gemeinsamen Ziele, das geteilte Erfolgs-Erlebnis und die positive Gruppendynamik enorm gestärkt, wodurch Fortbildung jetzt Teambuilding-Potenzial hat. Die Sessions sind mittlerweile fester Bestandteil unserer Woche und wir können uns gar nicht mehr vorstellen, ohne sie auszukommen.

Feedback UI Team nach Testphase 2021

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